1949-1969
1949 – 1969
als Löschzug der Freiwilligen Amtsfeuerwehr Oberpleis 1949-1969 In einer Verfügung des Landrates des Siegkreises 10/8 Nr. 56/46 vom 11. September 1945 an die Herren Amtsbürgermeister und Bürgermeister des Kreises wird die Wiederaufnahme des Feuerwehrbetriebes in den Gemeinden angeordnet. Die von der Militärregierung erlassene Anordnung Nr. 103 (Fire) A9 ”Reorganisation der Feuerwehren” wird hiermit bekanntgegeben, mit dem Ersuchen, hierdurch das Erforderliche zu veranlassen. Im Herbst 1946 führte die Amtsverwaltung Oberpleis erste Gespräche mit den Feuerwehren im Amtsbezirk. Faßt man das Ergebnis der Besprechungen mit den Löschzügen Vinxel, Thomasberg, Eudenbach und Uthweiler zusammen, so kann man zunächst die positive Feststellung treffen, daß trotz schwerer Zeiten der Wille zur Hilfe am Mitmenschen nicht verlorengegangen ist. Man zeigte allerorten ein Interesse am Wiederaufbau einer Freiwilligen Feuerwehr im Amt Oberpleis, eine Ausnahme zeigte sich in Vinxel. Das Interesse der Mitglieder an einem Aufleben des Löschzuges Vinxel ließ sehr zu wünschen übrig. Der Geist von früher, einer guten Sache zu dienen, hatte durch die Kriegsereignisse Schaden genommen. Anläßlich der Dienstbesprechung des Löschzugführers der Freiwilligen Feuerwehr Oberpleis am 20. Juni 1947 gibt Amtsdirektor Zöller bekannt: Die Gemeinde Stieldorf verfügt z. Zt. über keinen Löschzug mehr. Der Löschzug Vinxel gilt als aufgelöst. Der Feuerschutz in der Gemeinde Stieldorf wird von den Löschzügen Uthweiler, Thomasberg und Eudenbach wahrgenommen. Im April 1948 bewirkte ein Schreiben vom Amtswehrführer Michael Jonas an die Amtsvertretung, daß die Verwaltung sich für eine Feuerwehrbewegung interessieren sollte, die in der Dorfgemeinschaft Bockeroth/Düferoth entsteht und deren handgetriebene Kolbenpumpe heute noch vorhanden ist.
Auf Betreiben der Amtsverwaltung Oberpleis fand am 8. Dezember 1949 die Gründungsversammlung im Lokal Michael Lehmacher in Friedrichshöhe unter dem Vorsitz von Amtsbürgermeister Heinrich Horn statt. Zum Löschzugführer wurde Paul Schlimbach und zum stellvertretenden Löschzugführer Jakob Mohr gewählt. Zum Amt des Kassierers wurde Wilhelm Jonas und zum Schriftführer Josef Mohr von der Versammlung vorgeschlagen und bestätigt. Nach der Wahl dankte Herr Amtsbürgermeister Horn für die Bereitwilligkeit der Bürger, sich für den Nächsten einzusetzen und bewilligte aus dem Fond des Amtes Oberpleis 50,– DM für den neu gegründeten Löschzug.Weiter stellte er die Bereitstellung einer Motorspritze in Kürze in Aussicht. Die Spritze soll in einem Schuppen bei Michael Lehmacher untergestellt werden. Auch in der Dorfgemeinschaft Oelinghoven sind die Dinge soweit fortgeschritten, daß von Amtswehrleiter Jonas die Gründungsversammlung der Oelinghovener Wehr zum 1. Mai 1951 einberufen wird. Mit den beiden Wehrgründungen in Bockeroth und Oelinghoven war die Auflösung des Löschzuges Vinxel kompensiert. Die Gemeinde Stieldorf verfügte wieder über eigene Feuerlöschkräfte. Eine Übung des Löschzuges Uthweiler, als Werbung für den Löschzug Bockeroth angelegt, deckte die unzureichende Löschwasserversorgung in Bockeroth auf. Hierüber berichtete der Amtsdirektor am 27.9.1950 der Kreisverwaltung. Die Quelle der Wasserleitung in Bockeroth bringt so wenig Wasser, daß die im Ort Bockeroth wohnenden 306 Einwohner zeitweise ohne Trinkwasser sind. Bei Ausbruch eines Brandes ist infolge von Wassermangel eine ausreichende Brandbekämpfung nicht gewährleistet. Da im Ort Bockeroth ein offener Feuerlöschteich nicht angelegt werden kann, ist beabsichtigt, einen Betonbehälter von ca. 36 cbm Inhalt zu errichten. Der Behälter soll aus der Wasserleitung gefüllt werden, so daß bei einem Brandausbruch neben der Wasserleitung eine zusätzliche Wasserentnahmestelle vorhanden ist. Nach Klärung der Finanzfrage wurde der Wasserbehälter in Eigenleistung der Wehr gebaut. Dem Löschzug Bockeroth wurde eine Tragkraftspritze TS 8/8 zur Verfügung gestellt, doch ohne einen fahrbaren Untersatz und ohne genügendes Schlauchmaterial. In gewohnter Manier griff man wieder zur Selbsthilfe und baute unter der Leitung von Michael Schild einen Anhänger um und hatte somit eine fahrbare Spritze. 120 m C-Druckschläuche kamen vom Löschzug Uthweiler, Armaturen von anderen Löschzügen, so daß der Löschzug Bockeroth bedingt einsatzfähig wurde. Größere Anschaffungen an feuerwehrtechnischer Ausrüstung für den Löschzug konnte Amtswehrführer Jonas im Jahre 1951/52 bei der Amtsverwaltung Oberpleis durchsetzen. Der Löschzug Bockeroth zählte 1952, zwei Jahre nach seiner Gründung, 25 aktive Mitglieder. In der Ortschaft Bockeroth bereitet die Unterbringung der Feuerwehrgerätschaften Schwierigkeiten. Es ist vorgesehen, ein Wellblechgerätehaus auf der vorhandenen betonierten Löschwasserentnahmestelle zu errichten. Ein entsprechender Kostenvoranschlag wird bis Ende Oktober 1952 erwartet. Weiter scheint die Beschaffung von Schlauchmaterial, die Einrichtung einer Sirenenanlage sowie die Anschaffung von Uniformen notwendig zu sein. Der Feuerschutzausschuß des Amtes Oberpleis hat in seiner Sitzung am 29.9.1953 vorgeschlagen, dem Regierenden Präsidenten die Bewilligung einer Beihilfe in Höhe von 2.400,– DM für die Beschaffungen im Löschzug Bockeroth vorzuschlagen. Anläßlich der Revision des Feuerschutzwesens durch die Bezirksregierung Köln, am 7.8.1953 im Amt Oberpleis, war u. a. für den Löschzug Bockeroth eine ordnungsgemäße Unterbringung der Feuerlöschgerätschaften gefordert worden. Nun, nach zwei Jahren, wurde endlich der Bau einer schlichten Geräteunterkunft beschlossen. Der Neubau sollte überwiegend von den Feuerwehrmännern selbst und kostenlos durchgeführt werden. So geschah es dann auch, die Wehr baute ihre erste Geräteunterkunft selbst. Der Amtsdirektor regelt am 20.9.1957 die Feuerschutzbezirke des Löschzuges Bockeroth neu. Zum Feuerschutzbezirk gehören die Ortschaften: Bockeroth, Rauschendorf, Ober-und Niederscheuren und Birlinghoven. Der Löschzug Bockeroth erhält 1953 ein Tragkraftspritzenfahrzeug TSF-T (VW-Kombi). Mit dem neuen Fahrzeug stieg die Aktivität in der Ausbildung. Ein häufiger Einsatzbereich war der damals noch natürlich verlaufende Pleisbach, der Überschwemmungen von Kellern und Straßen mit sich brachte. Nachdem anfangs noch Material von den Mitgliedsbeiträgen gekauft werden mußte, standen nun immer mehr Mittel von Seiten des Amtes zur Verfügung. Nicht nur die Ausrüstung verbesserte sich, auch die Wehrkameraden wurden immer professioneller. Nacht-und Schnelligkeitsübungen ergänzten die Ausbildung. Lehrgänge verschiedenster Art besuchten die Kameraden des Löschzuges. In den Folgejahren beteiligte man sich an den Leistungswettbewerben der Feuerwehren auf Kreisebene und erzielte gute Plazierungen. Brandmeister Paul Schlimbach legte am 24. Juli 1962 sein Amt als Löschzugführer nieder. Zu seinem Nachfolger wurde Bernd Klosterhalfen ernannt. Sein Bruder Michael kandidierte für das Amt des Stellvertreters und wurde am 9.2.1963 gewählt. Die Wahlen wurden auf Vorschlag des Amtswehrleiters durch den Feuerschutzträger bestätigt. Wie ein roter Faden ziehen sich die Berichte über die verschiedenen Dorffeste (u. a. auch Goldene Hochzeiten) durch das Protokollbuch der Wehr. Die Zusammenarbeit mit den übrigen Dorfvereinen funktioniert hervorragend. Gemeinsam mit ihnen wird seit Jahren der sogenannte Festausschuß gebildet. Von Beginn der Gründung des Löschzuges Bockeroth an war die Unterstützung durch die Dorfbewohner sichergestellt. Eine große Anzahl von ”inaktiven Mitgliedern” wird in den Büchern geführt. Die Rolle der Bockerother Feuerwehr war seit ihrer Gründung nicht nur auf die Hilfe in der Not beschränkt, sondern von damals bis heute erweitert auf die Mitgestaltung des dörflichen Lebens. 1962 verstarb Amtswehrleiter Michael Jonas, er hatte 28 Jahre lang die Freiwillige Feuerwehr des Amtes Oberpleis geführt. Die Wehr, die Bürgerschaft und Vertreter des öffentlichen Lebens gaben dem verdienten Feuerwehrmann aus Uthweiler das letzte Geleit. Auf Vorschlag des Kreisbrandmeisters wurde Brandmeister Heinrich Müllenholz von der Amtsvertretung zum Amtswehrleiter des Amtes Oberpleis gewählt und bestellt sowie gleichzeitig zum Oberbrandmeister befördert. 1962 richtete der Löschzug Bockeroth das Amtsfeuerwehrfest des Amtes Oberpleis aus. Im Rahmenprogramm führte die Flughafenfeuerwehr Wahn auf dem Sportplatz eine große Schauübung durch, welche großen Anklang fand. In Bockeroth war es auch die Freiwillige Feuerwehr, die als erste das kulturelle Leben im Dorf ankurbelte. Schon 1959 fand das erste Nikolausfest statt. Später wurden Martinszug und Martinsfeuer mitgestaltet. 1962 trat man an den Sportverein heran und gewann ihn zur Mitarbeit bei den Festen. Ochsenbergung – Tier in Notlage – , so lautet der Einsatzbefehl des Löschzuges Bockeroth am 15. März 1964. Im Löschbezirk Birlinghoven hatte sich ein Ochse zum Baden in eine tiefe Jauchegrube begeben. Hinein kam er gut. Doch als er genug gebadet hatte, mußte sein Herrchen die Bockerother Feuerwehr bemühen.Sein origineller Vorschlag war, daß man die Jauchegrube einfach leerpumpensollte. Der Ochse, der im wahrsten Sinne des Wortes bis zumHals in der Scheiße steckte, würde dann von selbst trockengelegt.Obwohl man einiges – auch an Gerüchen – in Bockeroth gewöhnt war, dachte man doch, daß dieses Verfahren des Guten(Geruchs) zuviel sei. Man stelle sich nur vor, in der gleichen Nacht hätte es im Schlafzimmer eines beteiligten Kameraden gebrannt! Der Ochse konnte aber zu guter Letzt wohlbehalten dem Bade entsteigen, als man ihn nach einem geübten Lassowurf am eigenen Schopfe aus der großen Badewanne zog. 1965 ging in der Gemeinde Stieldorf ein Brandstifter um, der in der Nacht Brände in Hoholz, Stieldorf und Vinxel legte.Trotz aller Bemühungen konnte der Abbrand verschiedener Wirtschaftsgebäude nicht verhindert werden. Auch Vieh fiel den Bränden zum Opfer, Menschen kamen nicht zu Schaden. Der Sachschaden dieser Brandnacht aber war beträchtlich. In der Sitzung der Amtsvertretung Oberpleis vom 2.11.1965 wurde das Bauvorhaben eines Wasserbehälters zur Brandbekämpfung im Ort Düferoth wegen fehlender finanzieller Mittel zurückgestellt. 1967 richtete der Löschzug Bockeroth das Amtsfeuerwehrfest des Amtes Oberpleis aus. Am 30.6.1968 stand die Feldscheune des Landwirtes Hochstätter in Bockeroth in Flammen. Dieser Einsatz forderte den Einsatz aller Löschzüge der Amtswehr. Wolkenbruchartige Regenfälle verursachten am 31.8.1968 große Schäden. Auch hier erfolgte der Einsatz aller Löschzüge der Amtswehr zum Auspumpen der überfluteten Keller und zur Reinigung der verschlammten Straßen. Der Löschzug Bockeroth konnte im Juni 1969 sein neues Feuerwehrhaus einweihen. Vorher waren lange Auseinandersetzungen in den Sitzungen der Amtsvertretung um Grundstücksfragen und Baukosten ausgefochten worden. Den Ortsvertretern im Rat gelang es jedoch, sich mit ihren Argumenten durchzusetzen. Der Chef der Wehr, Herr Amtsdirektor Meurer, konnte beim Festakt zahlreiche Vertreter des Rates, der Verwaltung und der Feuerwehren begrüßen. Amtsbrandmeister Heinrich Müllenholz und Löschzugführer Bernd Klosterhalfen dankten nach der kirchlichen Einsegnung des neuen Hauses Rat und Verwaltung für die Bereitstellung der finanziellen Mittel für den Neubau. Nach der Besichtigung des Hauses zeigte eine Gruppe der Bockerother Wehr eine Schauübung, bei der noch einmal die alte Kolbenpumpe zum Einsatz gebracht wurde. Die Mannschaft trug dazu die entsprechenden Uniformen der sogenannten ”guten alten Zeit”. Die Einweihung des Feuerwehrhauses klang aus mit einem ”Tag der Offenen Tür”.Im Jahre 1969 ist beim Löschzug Bockeroth eine Jugendfeuerwehrgruppe gegründet worden. Ubm. Bernd Walter übernahm als Jugendfeuerwehrwart die Betreuung der jungen Kameraden. In der Folgezeit hatte er mit dem Feuerwehrnachwuchs viel Arbeit zu leisten, aber auch entsprechende Erfolge zu verzeichnen
Quellennachweis:
Festschrift 25 Jahre Freiwillige Feuerwehr der Stadt Königswinter Löschgruppe Bockeroth Festschrift 40 Jahre Löschgruppe Bockeroth der Freiwilligen Feuerwehr der Stadt Königswinter / 20 Jahre Jugendfeuerwehr der Löschgruppe Bockeroth Festschrift 25 Jahre Jugendfeuerwehr, 45 Jahre Löschgruppe Bockeroth der Freiwilligen Feuerwehr der Stadt Königswinter Jahresberichte der Freiwilligen Feuerwehr der Stadt Königswinter 1969–1990 Geschichte des Feuerlöschwesens der Stadt Königswinter 1800–1990 von Willi Gassen. Herausgegeben von der Stadt Königswinter 1993